11 | DIE CHORFENSTER

Beschreibung

Beeindruckend wirken die drei Fenster im mittleren Teil der hinteren Chorwand (11,50m hoch) des Trierer Glasmalers Rudi Schillings (Werkstatt Binsfeld, Trier) aus dem Jahr 1953, allesamt in Echt-Antik- Bleiverglasung hergestellt. Das mittlere Fenster zeigt zentral die Kreuzigung Christi mit Maria, Johannes, dem römischen Hauptmann und Maria Magdalena. Darunter das Abendmahl, darunter Verkündigung und Geburt Christi. Theologischer Sinn der Darstellung: das alles (Menschwerdung, Opfertod) ist der Wille Gottes. Verbunden mit der Opferthematik sind die folgenden Bilder der „Vorbedeutung“ des Alten Testaments: in blauem Gewand der Priesterkönig Melchisedech, der mit Brot und Wein opfert und die Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham. In der Basis des Fensters ist der hl. Laurentius dargestellt: in seinem Opfertod ist er ein „alter christus“: Christus gleich. Umringt ist er vom hl. Josef (Patron der Kirche), vom hl. Matthias (Grab in Trier, Patron des Bistums), vom hl. Sebastian (Patron der Schützengesellschaft). Nach oben schließt das Fenster ab mit der Aufnahme Mariens in den Himmel als Vorbild unserer Erlösung. Das linke Bild zeigt das Wunder der Brotvermehrung, das Mannawunder und die Werke der Barmherzigkeit. Wir erkennen die hl. Elisabeth beim Verteilen der Gaben, Martin von Tours bei der Mantelteilung, Fluchtszenen und das Fegefeuer: Gottes Liebe und Fürsorge kennen keine Grenzen.

Das rechte Fenster zeigt besondere Bezüge zwischen Theologie und Weinbau und bekundet in besonderer Weise den Glauben der Ahrweiler mit vielen thematischen Bezügen zur Theologie und zum Weinbau an der Ahr. Zentral in der Mitte des Bildes ist Christus dargestellt als Keltertreter (eine Vision des alttestamentlichen Propheten Isaia). Aus der offenen Seitenwunde Christi fließt sein Erlöserblut. Die Kirchenväter sahen im ausgepressten Wein das Blut Christi oder in der gepressten Traube Christus selbst. Christus ist also Keltertreter und Getretener zugleich. Darunter feiert die Hochzeitsgesellschaft zu Kanaan und feiern die Winzer und Winzerinnen den Segen des Weins zusammen mit dem Patron der Winzer, dem hl. Urban. Über dem Christushaupt die beiden Kundschafter, die Moses vorausgeschickt hatte nach Kanaan und die bekundeten: “Das ist das Land, das uns Gott geschenkt hat: es fließt über von Wein und Honig“. Und das ist (auch) Ahrweiler.

Ursprünglich zeigten die drei Chorfenster Darstellungen aus dem Leben und Sterben des hl. Laurentius. Sie waren 1240 in St. Kunibert (Köln) gefertigt worden. Durch den Brand von 1689 stark beschädigt, wurden sie von dem Glasmaler Kalkar (Linz) repariert, gelangten 1827 zu dem Galeristen Geerlings nach Köln, der sie restaurierte und an Unbekannt verkaufte. Geerlings fertigte von den Fenstern Lithografien an und verkaufte die Fenster an Unbekannt. 1988 tauchten sie bei Sothebys in New York auf, wurden an Unbekannt versteigert und sind seitdem wiederum verschollen.

Das religiöse Selbstwertbewusstsein der Ahrweiler bringt auch das Tafelbild auf der rechten Seite des Chores zum Ausdruck: die Selbstoffenbarung des dreifaltigen Gottes, der Dreifaltigkeit, über dem Ahrtal. H.G. Müller, einer der Mitbegründer der Nazarenerschule, hat es 1834 in Ahrweiler gemalt. Wir erkennen das Ahrtal mit der Stadt Ahrweiler, die Landskrone, den Neuenahrer Berg, den Kalvarienberg. Das große Tafelbild gegenüber zeigt den Märtyrertod des hl. Laurentius, eine Kopie eines Tizianbildes in der Jesuitenkirche in Venedig. Beide Gemälde waren Teil eines riesigen Barockaltars, den man nach dem Brand von 1689 errichtet hatte (1717) und den man 1870 wieder abriss, um der Kirche ihren gotischen Stil zu erhalten.

Aus diesem Barockaltar stammen auch die Skulpturen der hl. Helena (Mutter des römischen Kaisers Konstantin in Trier!) und des hl. Josef (1777) und die Skulpturen des hl. Laurentius und des hl. Severin (Köln) an den ersten Säulen hin zum Kirchenschiff.


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